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Digital Vinyl Systeme (DVS)

Einführung
Digital Vinyl Systeme sind die Verbindung von klassischer und moderner DJ-Technik. Mit ihnen lassen sich analoge Setups aus Turntables oder CD-Playern in eine DJ-Software integrieren. Im Ergebnis kann man so mit den bereits vorhandenen Abspielgeräten viele Vorzüge der DJ-Softwares nutzen.



Bei einem DVS werden sechs Elemente benötigt:
  1. Zuspieler (mindestens einer, maximal vier), wobei als Zuspieler CD-Player und Turntables in Betracht kommen
  2. Mischpult
  3. Interface (externe Soundkarte), das vom Hersteller des DVS stammt oder von diesem unterstützt wird. Mitunter ist dieses Interface im Mixer verbaut.
  4. Timecode-CD(s) oder Timecode-Vinyl(s)
  5. Laptop oder PC
  6. DJ-Software des DVS-Herstellers

Nur wenn alle diese Einzelteile vorhanden sind, kann ein DVS aufgebaut werden. Die Funktionsweise ist theoretisch relativ simpel. Ganz gleich von welchem Hersteller, die Systeme funktionieren grundlegend alle nach dem folgenden Prinzip:

Mit den CD-Playern oder Turntables werden die zum DVS gehörigen Timecode-CDs bzw. Vinyls abgespielt, und zwar genau so, als wären es gewöhnliche CDs / Vinyls. Im Gegensatz zu den üblichen Datenträgern befindet sich darauf jedoch keine Musik, sondern, wie der Name bereits sagt, ein Timecode (englisch für „Zeitkode“). Dieser Timecode ist eine durchlaufende Zeitmarkierung, beginnend bei 0min00sek und endend in der Regel unterhalb von 30min. Der Timecode zählt allerdings nicht in Sekunden, sondern ist bedeutend höher aufgelöst. Der Ausgang der CD-Player / Turntables wird nun mit dem Eingang des zugehörigen Interfaces (externe Soundkarte) verbunden. Das Interface wird zusätzlich dann USB-Kabel mit dem Laptop oder PC verbunden, auf dem sich die zughörige DJ-Software befindet. Wird nun die CD oder Vinyl abgespielt, erkennt das Interface den laufenden Timecode. Dieser Timecode wird nun auf die MP3s übertragen, die in der Software in die betreffenden Decks geladen sind. Stoppt man die CD / Vinyl, stoppt die MP3. Scratcht man die Vinyl, scratcht die MP3. Kurzum: alles, was mit einem gewöhnlichen Musikdatenträger mit dem Equipment zuvor unternommen werden konnte, kann mit einem DVS nun mit MP3s erfolgen.

Das Interface dient zeitgleich zur Ausgabe der MP3-Daten. Dabei gibt es Interfaces mit unterschiedlich vielen Kanälen. Gezählt werden diese in der Regel mono, was bedeutet, dass man, um zwei Stereokanäle auszugeben, ein vier-kanaliges Interface benötigt. An die Ausgänge des verwendeten Interfaces wird nun noch wie gewohnt das analoge Mischpult angeschlossen. Ein Interface eines DVS wird sozusagen zwischen Abspieler (CD-Player oder Turntable) und Mischpult angeschlossen. Besitzt man ein Mischpult, in das ein Interface integriert ist, benötigt man kann zusätzliches externes Interface. Das minimiert den Aufwand beim Verkabeln.

Hier ist ein Beispiel für ein DVS-Setup mit zwei Turntables, einem Mixer und einem externen DVS-Interface:



Inzwischen gibt es auch MIDI-Controller, die zusätzlich in der Mischpultsektion DVS unterstützen. So kann man DVS und MIDI parallel nutzen.

Timecode-Vinyls können, abhängig vom Hersteller des DVS, in zwei Modi betrieben werden. Im absoluten Modus funktioniert die Platte genau so, als wäre die MP3-Datei auf die Platte gestanzt. Legt man die Nadel also an der Stelle 0min15sek des Timecodes auf, läuft die MP3 auch ab dieser Stelle. Lege ich die Nadel auf 1min08sek vor, springt der Titel auch an diese Stelle. Im relativen Modus ist es egal, wo ich die Nadel auflege, die MP3 läuft immer ab der Stelle, ab der sie zuletzt mit einem Timecodesignal versorgt wurde. Nehme ich die Nadel also nach 0min15sek von der Platte und lege sie bei 5min27sek des Timecodes wieder auf, läuft die MP3 ohne Sprung weiter.

Vorteile
Der vermutlich größte Vorteil in der Nutzung eines DVS liegt darin, dass man nicht das gesamte Equipment umstellen muss, wenn man auf eine DJ-Software umsteigen möchte. Das spart Geld. Durch die Ergänzung eines DVS kann man mit seiner alten Technik wie gewohnt weiter arbeiten, ohne noch länger CDs oder Platten schleppen zu müssen, was auch von Vorteil ist.

Der dritte Vorteil ist, dass man die gewohnte Benutzeroberfläche nicht abgeben muss. Man muss sich an keine neuen Geräte gewöhnen.

Zu guter Letzt kann man mit einem DVS die Vorteile insbesondere von Vinyl und MP3s kombinieren. Vor allem DJs, die seit Jahren mit Vinyl arbeiten, oder die aufgrund ihrer bevorzugten Musikrichtung oft und viel Scratchen müssen, wollen das Feeling einer Vinyl nicht hergeben. Das ist nachvollziehbar, denn der große Radius einer Schallplatte bietet beim Scratchen viele Vorteile. Die Kontrolle über das Musikmedium ist so schlichtweg am direktesten und am besten umzusetzen.

Nachteile
Nicht alle Funktionen, die eine DJ-Software bietet, können durch ein DVS umgesetzt werden. Vor allem die Nutzung mit Timecode-Vinyls hat Grenzen. So kann man mit Vinyls z.B. die CUE-Funktionalität nicht nutzen. In absoluten Modus (siehe oben) lassen sich zusätzlich solch Funktionen wie Loops und HotCues nicht nutzen. Selbst wenn man dies möchte, kommt man um die zusätzliche Verwendung eines MIDI-Controllers kaum herum. Zuletzt sind der relativ hohe Kostenaufwand für ein gutes DVS und der verhältnismäßig große Aufwand beim Verkabeln anzuführen.

Produktübersicht
Über die Jahre haben viele Hersteller DVS entwickelt, manche mehr, manche weniger erfolgreich. Die Preise unterscheiden sich stark. Folgende Systeme wurden auf den Markt gebracht:

  • Alcatec - DigiScratch
  • Denon - DS 1 (funktioniert mit Serato)
  • Deckadance (offenes System für die Nutzung mit unterschiedlichen Interfaces)
  • M-Audio - Torq (eingestellt)
  • MissPinky - IWS
  • Mixvibes - Cross DVS Ultimate
  • Native Instruments - Traktor Scratch (Versionen Pro 1 & Pro 2)
  • Numark - Virtual Vinyl
  • Stanton - Final Scratch (Versionen 1 & 2)
  • Reloop Spin! (Versionen 1, 2 & 2+)
  • RANE - Serato Scratch

Durchgesetzt haben sich von all diesen Systemen lediglich die Vertreter von RANE und Native Instruments, die leider auch die teuersten Kandidaten stellen. Alle übrigen Systeme sind grob gesagt als weniger leistungsfähig und zuverlässig zu betrachten oder wurden inzwischen in ihrer Produktion wieder eingestellt.

Installation
Wie auch bei MIDI-Controller mit integriertem Interface muss ein Interface eines DVS vor dem ersten Gebrauch korrekt eingestellt werden, damit die Audiosingale korrekt geroutet werden. Wie das geht, ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich, sodass hier auf die jeweilige Bedienungsanleitungen verwiesen wird. Als Suchbegriff helfen oft „Audiorouting“ oder „Audio Setup“ weiter.



Viele Interfaces benötigen neben dem korrekten Audiorouting auch noch einen eigenen Treiber und ggf. einen zusätzlichen ASIO-Treiber. Diese Treiber werden in der Regel auf CD mitgeliefert, stehen ansonsten aber auch zum Download auf den Herstellerseiten zur Verfügung.

Kaufberatung
Hat man den Entschluss gefasst sein bestehendes Setup auf DVS umzurüsten oder möchte man aus anderen Gründen mit einem DVS arbeiten, sollte man sich zu aller erst die Frage stellen, mit welcher Software man arbeiten möchte. Die unterschiedlichen Timecodes der Hersteller werden in der Regel nur durch die hauseigenen Interfaces unterstützt, sodass ein Mix aus Timecodemedien, Interfaces und Softwares nicht möglich ist. Entscheidet man sich für eine Software, entscheidet man sich somit auch für ein DVS.

Weiter ausschlaggebend ist die Wahl des Interfaces. Vor allem RANE und Native Instruments bieten Interfaces mit unterschiedlich vielen Kanälen an. Während die einfacheren Geräte lediglich zwei Kanäle als Audiooutput bereithalten, bieten die teureren Geräte bis zu zehn Kanäle.
 
 
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