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        Turntables

Einführung
Plattenspieler, auch Turntables oder kurz „TT“ genannt, sind die Urväter des DJ-Equipments. Zu Beginn der DJ-Bewegung, vermutlich um 1911 in den USA, wurde bereits mit Plattenspielern gearbeitet. Seit dieser Zeit hat sich an den Geräten jedoch viel getan, sowohl was Aussehen als auch Leistungsumfang angeht. Ein Plattenspieler besteht grundsätzlich aus fünf Bauteilen: dem Gehäuse, dem Motor, dem eigentlichen Plattenteller, dem Tonarm und dem Tonabnehmer (auch System genannt).



Produktübersicht
Im Gegensatz zu den Plattenspielern aus der HiFi-Branche sind bei Turntables (kurz: TT)für DJs ganz andere Attribute von Bedeutung. Um einen Mix auch über längere Zeit zuverlässig vorbereiten und durchführen zu können, ist Gleichlaufstabilität von großer Bedeutung. Damit wird die prozentuale Abweichung von der gerade gespielten Geschwindigkeit bezeichnet. Bei guten Plattenspielern liegt diese Abweichung gerade einmal im Bereich von circa 0,1%. Für die Gleichlaufstabilität ist insbesondere die Bauweise des TT wichtig. Dabei wird in riemengetriebene Geräte und solche mit Direktantrieb differenziert.

Beim Riemenantrieb wird die Kraft zwischen Motor und Plattenteller durch einen (meist) Gummiriemen übertragen. Dadurch, dass sich dieser Riemen längen und um schlimmsten Fall reißen kann, leidet sowohl der Gleichlauf als auch die Zuverlässigkeit. Bei direkt angetriebenen Playern ist der Motor direkt mit dem Plattenteller verbunden und kann seine Kraft so zuverlässig und gleichmäßig übertragen. Direkt getriebene Player sind aufgrund der komplexeren Bauweise grundsätzlich die teureren Modelle. Einfach Plattenspieler beginnen bei circa 100€, die Spitzenmodelle liegen bei rund 700€.  

Zusätzlich zum Plattenspieler muss fast immer das System separat gekauft werden. Als System bezeichnet man vereinfacht gesagt den Tonabnehmer, also die Nadel. Die Nadel läuft in den Rillen der Schallplatte und nimmt so das Tonsignal ab. Es wandelt die Berge und Täler der Rille in elektrische Impulse um, die dann an den Rest des Aufbaus weiter gegeben werden. Es gibt unterschiedliche Arten von Nadeln, die je nach Form ihres Schliffs vom Hersteller für unterschiedliche Zwecke ausgelegt sind, z.B. fürs Scratchen oder für elektronische Musik.


Headshell-System am Ende des Tonarms mit der Nadel

Am Ende des Tonarms befindet sich die Aufnahme mit den Kontakten für das System. Es gibt bei DJ-Turntables zwei unterschiedliche Arten von Systemen, die „Headshell“ und die „Direct Mount“ Versionen. Die „Direct Mount“-Systeme werden, wie der Name schon sagt, direkt an den Tonarm geschraubt. Klassische Vertreter dafür sind die Systeme von Ortofon. Bei der „Headshell“-Variante besteht das System aus zwei Elementen, dem Träger (Headshell) und dem eigentlichen System. Bei dieser Version wird die Nadel unter den Träger montiert. Der Träger wird dann an den Tonarm geschraubt. Für den DJ-Betrieb haben sich die „Direct Mount“-Modelle durchgesetzt, da sie leichter zu handhaben und weniger störanfällig sind und austauschbare Nadeln besitzen. Außerdem gibt es inzwischen eine sehr große Auswahl an verschiedenen Systemen für unterschiedliche Anforderungen.


Directmount-System

Viele Systeme gibt es mit unterschiedlich geschliffenen Nadeln, die je nach Anwendungsbereich besonders gut geeignet sein sollen.

Die Funktionen, die Modelle für DJs von denen für HiFi-Liebhaber unterscheiden, sind ein hohes (einstellbares) Drehmoment, gebogene und höhenverstellbare Tonarme, spezielle Systeme (Tonabnehmer), bis zu drei umschaltbare Geschwindigkeiten, ein Pitchfader, einstellbare Start- und Stoppzeiten, manchmal ein zweiter Start-/Stoppbutton und unter Umständen eingebaute MIDI-Buttons, um CUE-Punkte und andere MIDI-Funktionen zu steuern.

Da DJs in fast kontinuierlichem Kontakt mit dem Medium Schallplatte sind, diese also ständig anschieben, abbremsen oder scratchen, ist ein hohes Drehmoment des Plattenspielers von Vorteil. Dieser Wert beschreibt einfach gesagt die Kraft, die den Plattenteller in Rotation versetzt. Je höher dieser Wert, desto schneller und kraftvoller kann ein TT die Platte beschleunigen aber auch abbremsen. Deshalb steht mit dem Drehmoment fast auch immer die Start- und Stoppzeit in Relation. Je kürzer diese Zeit ist, desto besser ist es grundsätzlich für den DJ, da er so seinen Track schneller starten und wieder anhalten kann. Es gibt Übergänge und Situationen, in denen es von Vorteil ist, wenn Start- und Stoppgeschwindigkeit einstellbar sind. Dieses Feature bieten aber nur die wenigsten Geräte. So lässt sich z.B. das klassische Auslaufenlassen  (Vinyl Break) der Platte umsetzen.


Plattenspieler mit geradem Tonarm und Directmount-System

Ob ein Plattenspieler einen geraden oder einen gebogenen Tonarm besitzen sollte, ist ein Stück weit Glaubensfrage. Theoretisch bietet ein gerader Arm das beste mechanische Prinzip. Der Vorteil von gebogenen Armen liegt für DJs in dem leicht größeren Platzangebot über der Platte z.B. zum Scratchen.

Die übliche Umschaltung von 33 und 45 Umdrehungen pro Minute (RPM) wird bei manchen Modellen um 78 RPM ergänzt. Diese Möglichkeit umzuschalten ist bei modernen Aufnahmen nur noch selten notwendig.

Mit dem Pitchfader kann äquivalent zum CD-Player die Geschwindigkeit der Platte und damit des Tracks reguliert werden. Dabei bieten hochwertige Turntables die Möglichkeit zwischen mehreren Regelbereichen umzuschalten und die Geschwindigkeit um bis zu 50% zu manipulieren.


Turntable mit Pitchfader, gebogenem Tonarm und Headshell-System

Bedeutend häufiger ist ein zweiter Start-/Stopp-Button von Bedeutung. Insbesondere dann, wenn mit einem Turntable viel gescratcht wird, stellen sich DJs den Player in der sogenannten „Battle-Position“ auf. Das bedeutet, dass der Plattenspieler mit der kurzen Seite zum DJ zeigt und das Tonarmlager links oben in der Ecke des Players ruht. Möchte man nun den rechten der beiden Turntables starten, müsste man über den Player hinweg bis ans äußerste rechte Ende des Setups greifen. Besitzt der Player hingegen einen zweiten Button, liegt dieser nun bequem direkt neben dem Mixer.

Ein in der Höhe einstellbarer Tonarm hilft die optimale Auflage des verwendeten Systems besser einstellen zu können.

Einstellung des Tonarms
Es gibt diverse Optionen, die in einen Tonarm integriert sein können, um das System bei der Abtastung der Platte bestmöglich zu unterstützen. Dazu zählen neben der eigentlichen Einstellung des Tonarms auf das System je nach Plattenspieler und Ausstattung eine Tonarmhöhenverstellung und ein Anti-Skating-System. Die einzelnen Systeme, ihre Wirkweise und ihre Einstellung sollen im Folgenden erläutert werden. Als Ausgangssituation sollte man den Tonarm in eine neutrale Position bringen, das heißt alle Einstellungsmöglichkeiten auf den Nullwert zurücksetzen.  

Damit ein Plattenspieler zuverlässig das Musiksignal der Schallplatte oder den Timecode unserer DVS-Platte wiedergeben kann, ist es von enormer Wichtigkeit, dass der Tonarm korrekt eingestellt ist. Um diese Einstellung vornehmen zu können, benötigt man die Angabe zu optimalen Auflagekraft des Systems. Das ist ein in Gramm angegebener Wert, den der Hersteller mit jedem System liefert. Innerhalb dieser Grenzen (z.B. 2,5-4g) tastet die Nadel die Platte optimal ab. Das Ziel sollte es also sein, grundsätzlich diesen Wert einzustellen. Es kann nützlich sein in Einzelfällen von diesem Wert abzuweichen, ihn z.B. für Scratch-Performances bewusst zu erhöhen, damit die Nadel satter auf der Platte aufliegt und so weniger selten springt. Dadurch erhöhen sich aber auch Verschleiß von Platte und Nadel, weshalb man im regulären Betrieb darauf verzichten sollte.

Um das Auflagegewicht korrekt einstellen zu können, muss das System wie im Echtbetrieb vollständig montiert sein. Ist das erfolgt, wird das Gegengewicht am Ende des Tonarms so lange vor oder zurück gedreht, bis der Tonarm schwebt, also am Lagerpunkt im Gleichgewicht ist. Ist dies gelungen, stellt man den Skalenring am Gegengewicht auf „0“. Damit hat man die Grundstellung des Tonarms markiert. Nun dreht man das Gegengewicht so lange, bis auf der Skala das vom Hersteller empfohlene Auflagegewicht angezeigt wird, z.B. „3(g)“. Die Nadel liegt nun grundsätzlich optimal auf.

Besitzt der genutzte Plattenspieler eine Tonarmhöhenverstellung ist damit der Tonarm so einzustellen, dass Tonarm und Plattenoberfläche parallel verlaufen. Dadurch sitzt die Nadel optimal in der Rille.

Bauartbedingt erfährt der Tonarm beim Abspielen der Platte eine Kraft die zum Zentrum der Platte hin wirkt. Um dieser Kraft, und damit einem unsauberen Aufliegen der Nadel, entgegen wirken zu können, gibt es diverse Konstruktionen, die mit Hilfe von Magneten oder Gewichten arbeiten. Diese Systeme werden unter dem Begriff „Anti-Skating“ zusammengefasst. Der einzustellende Wert ist der Anleitung des Turntables (und ggf. des Systems) zu entnehmen.

Es gibt weitere Einstellungs- und Messverfahren, um die optimale Auflage des Systems zu bestimmen. Diese Verfahren erfordern jedoch aufwändiges Zubehör, umfangreiches Wissen und sind für den Betrieb eines Turntables durch einen DJ nicht erforderlich. Deshalb soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden.

Erdung und Anschluss des Plattenspielers
Grundsätzlich müssen Turntables einzeln geerdet werden. Warum ist das bei Plattenspielern nötig und bei CD-Playern z.B. nicht? Die Antwort liegt in der ausgegebenen Signalstärke. Bei einem Plattenspieler wird das Ausgangssignal praktisch mechanisch, also durch Abtastung der Platte mit Hilfe des Systems erzeugt. Das System wirkt wie eine Art Miniaturdynamo. Dadurch hat das Signal lediglich eine Spannung von in der Regel 2-5mV. Bei einem CD-Player liegt die Stärke des Signals hingegen bei circa 400-800mV, also dem hundertfachen. Daraus resultiert auch, dass ein Turntable an einen speziellen Kanal des Mischpultes angeschlossen werden muss, also an einen Phono-Kanal. Dieser Kanal besitzt dann einen Vorverstärker, der das Signalniveau des Turntables auf das eines CD-Players anhebt.

Lässt man nun die Erdung eines Plattenspielers aus, ergibt sich daraus regelmäßig ein Brummton (Massebrummen). Dieser Brummton resultiert aus dem Potentialunterschied zwischen Turntable und Verstärker bzw. Mixer. Das Brummen fällt aufgrund der geringeren Signalstärke des Plattenspielers deutlich lauter aus als bei einem CD-Player. Durch die Verbindung von Plattenspieler und Verstärker bzw. Mixer mittels Erdungskabel, wird dieser Potentialunterschied ausgeglichen, das Brummen verschwindet. Bei CD-Playern ist diese zusätzliche Verbindung nicht notwendig, da das Brummen im Gesamtsignal nur einen verschwindend geringen Anteil ausmacht und praktisch nicht wahrzunehmen ist.

Zur Erdung ist am Gehäuse der Plattenspieler eine kleine Schraube, meist mit der Beschriftung „GND“ von englisch „Ground“, angebracht. An diese Schraube muss ein separates Kabel angeschlossen werden, dass dem Plattenspieler als Erdung zur Verfügung steht. Das andere Ende wird mit der gleich beschrifteten Schraube des Mixers verbunden. Es gibt zwar spezielle Erdungskabel, die in der Regel bei Turntables auch mitgeliefert werden, praktisch kann aber jedes leitende Kabel verwendet werden.

Inzwischen gibt es Turntables, die bereits einen Vorstärker eingebaut haben, ein reguläres Signal über Chinch ausgeben und so auf eine separate Erdung verzichten können.

Zubehör
Es gibt diverses Zubehör, das die Nutzung, Einstellung und Pflege eines Plattenspielers vereinfachen kann. Hier ist eine kleine Übersicht der gängigsten Produkte.

Plattenwaschanlagen: Gibt es in verschiedenen Ausführungen. Grundsätzlich wird die Platte durch Handbetrieb durch ein Reinigungsbad bewegt, zeitgleich abgewischt und anschließend getrocknet.

Bürsten: Oft aus synthetischen Fasern (z.B. Carbon) hergestellte Bürsten, mit denen der Staub von der Plattenoberfläche händisch abgenommen werden kann.

Slipmats: Gibt es in unzähligen Designs. Häufigstes Material ist Filz. Slipmats werden zwischen Platte und Plattenteller gelegt und dienen dazu den Reibungswiderstand zwischen Platte und Turntable zu reduzieren. Das ist insbesondere bei ausgiebigem Scratchen von Vorteil. Außerdem reduzieren Slipmats beim Scratchen den Verschleiß an der Unterseite der Platte.  

Tonarmwagen: Dienen dazu das eingestellte Auflagegewicht des Systems zu überprüfen. Sie sind ein günstiges und hilfreiches Tool, um z.B. nach dem Transport eines Turntables die Einstellungen des Tonarms schnell und einfach zu überprüfen.

Libellen: sind einfach formuliert kleine Wasserwaagen. Mit ihrer Hilfe lässt sich durch Auflegen auf den Plattenspieler feststellen, ob dieser in Waage steht und somit keine unnötigen Querkräfte auf den Tonarm wirken.

Luftpolster: Plattenspieler sind durch ihre mechanische Abtastung verhältnismäßig empfindlich gegen äußere Störeinflüsse durch Erschütterung. Um diese Einflüsse zu reduzieren, gibt es aufblasbare Polster, ähnlich einer Miniaturluftmatratze, auf die der Turntable gestellt wird. Erschütterungen des Untergrundes (z.B. eines Festwagens) werden so gedämpft.


Kaufberatung
Bei der Kaufentscheidung eines Plattenspielers sollte man sich vor allem die Frage nach der Häufigkeit der Verwendung, Häufigkeit des Transports und der Art der Nutzung stellen. Je seltener und je weniger anspruchsvoll ein Plattenspieler genutzt wird, desto eher sprechen die Argumente für den Kauf eines günstigen riemengetriebenen Modells. Je häufiger und je komplexer ein TT genutzt wird, desto mehr spricht für den Kauf eines Modells mit Direktantrieb und zusätzlichen Features wie einstellbaren Drehmomenten und Start-Stopp-Zeiten.

Immer noch werden die Modelle von Technics der 1200er und der 1210er Serien von vielen als Referenz angesehen. Fakt ist, dass diese Geräte zum Zeitpunkt ihres Erscheinens einen sehr hohen technischen Standard hatten und sich weltweit als verlässliche Spieler in vielen Clubs etabliert haben. Fakt ist aber auch, dass die Produktion bereits vor Jahren eingestellt und somit die Technik nicht weiter entwickelt wurde. Die TT von Technics sind somit, vor allem aufgrund fehlender Features wie zweitem Start-Stopp-Button, einstellbaren Start-Stopp-Zeiten und relativ geringem Drehmoment definitiv nicht die technisch besten Player auf dem Markt.  

Viele Hersteller kaufen erfolgreich konstruierte und erprobte Geräte in großen Mengen in Fernost und lassen diese lediglich mit ihrem Logo labeln. Es verwundert also nicht, dass sich viele Player nicht nur äußerlich, sondern auch in Bezug auf ihre Ausstattung völlig gleichen. In diesen Fällen kann man unbekümmert auch Modelle weniger bekannter Hersteller kaufen, ohne einen Totalausfall befürchten zu müssen.
 
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